#mitgestalten - Social Media Kampagne vom 3. bis 10.12.2019

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Re: #mitgestalten - Social Media Kampagne vom 3. bis 10.12.2019

Beitrag von Sophie Heinicke » 26.11.2019, 11:33

Hey Ihr,

mein Name ist Sophie Heinicke. Ich komme aus der Nähe von Potsdam und bin Mitglied im Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV). Dort leite ich die Jugendgruppe. Außerdem bin ich auch eine der Beisitzenden der DBSV Jugendvertretenden.
Angefangen hat alles in der elften Klasse. Ich habe damals angefangen, darüber nachzudenken, wie andere Leute die Situationen gemeistert haben, in welchen ich auch steckte. Ich grübelte viel und dachte darüber nach, was wäre, wenn ich nicht so viel Unterstützung, wie auch den berühmten Tritt in den Hintern bekommen hätte.

Ich fing an, zu mehr Veranstaltungen zum Thema Sehbehinderung zu gehen und es fiel mir auf, dass viele Menschen aus diesem Bereich sehr ernst und fast schon abschreckend auf mich wirkten. Es wurde oft darüber geredet, was mit einer Sehbehinderung alles nicht mehr möglich ist. Ich persönlich sehe und sah das jedoch anders. Wenn man etwas will, findet man einen Weg, auch wenn es nicht immer der ist, an den man zuerst dachte.
Deshalb habe ich mich an den ABSV gewandt: Ich wollte nicht nur meckern und dumme Sprüche um mich werfen, sondern auch wirklich etwas tun. Ich bereue es nicht, da es in dieser kurzen Zeit schon so viele schöne Dinge gab, die mich auch selbst bestärkten und mir zeigen, dass mein Leben gar nicht schöner sein könnte:

Ich habe tolle Leute kennengelernt. Leute, die sich nicht auf ihre Behinderung reduzieren lassen, und selbstbewusst durchs Leben gehen. Leute mit so viel Humor, dass die Mitmenschen, beispielsweise in der Bahn erst erstaunt erstarren, aber dann mitlachen müssen.
Ein weiterer schöner Aspekt ist, dass man im Ehrenamt Leuten wirklich weiter helfen kann. Es geht nicht nur um Betroffene, sondern auch die Angehörigen. Beispielsweise Familien, die noch ganz am Anfang stehen. Eltern, die Angst haben und nur das Beste für ihre Kinder wollen, zu zeigen, dass ihr blindes Kind ein wundervolles Leben haben kann.

Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch mit einer Mutter, die sich vorab mit mir treffen wollte, um einfach mal zu schauen und sich zu unterhalten. Wir redeten etwas länger und ich merkte, wie ihre anfängliche Unsicherheit einem hoffnungsvollen Lächeln wich. Zum Schluss sagte sie mir, wie schön sie es fand, dass ich so viel Freude ausstrahle und sie sich wünscht, dass das auf ihr Kind abfärben würde. Ich musste lachen, schüttelte ihr die Hand und sagte, dass alles zu seiner Zeit kommt, worauf sie wieder lächeln musste. Ihr Kind kam dann auch zu unserem Treffen und war wohl positiv begeistert. Danach berichtete mir die Mutter nämlich, dass ihr Kind freiwillig mit ihr über die Seheinschränkung gesprochen hat und sogar einen Mobilitätskurs nicht mehr komplett ausschließt. Das hat mich sehr motiviert.
Ich lerne durch all diese Situationen und Menschen jeden Tag etwas mehr. Es gibt mir Kraft und zeigt mir, dass es so wie es ist, richtig ist.

Re: #mitgestalten - Social Media Kampagne vom 3. bis 10.12.2019

Beitrag von Antigartenzwerg » 02.12.2019, 14:22

Hey alle!

Ich heiße Philipp und setze mich im Rhein-Neckar-Kreis für Inklusion ein. Besonders am Herzen liegt mir, mit Vorurteilen aufzuräumen. Es gibt einen großen Trugschluss, aus dem viele Vorurteile hervorgehen: Manche denken, Behinderung sei eine greifbare Eigenschaft des Körpers oder der Psyche, die einen Menschen zu einer "mangelhaften Person" mache. Das würde stimmen, wären Menschen nur Körper oder nur Psyche. Menschen sind viel mehr. Es gehört immer auch das Denken und Sprechen über Körper, Psyche und Fähigkeiten zum Mensch-sein dazu. "Behindert-sein" ist vor allem Tradition, Klischees und Vorurteile im Denken über das Fähig-sein. Für mich trifft da eher ein Klassiker der Behindertenbewegung zu:
Wir werden nicht als Behinderte geboren, wir werden zu Behinderten gemacht
Deshalb möchte ich Inklusion #mitgestalten. Dazu gehört erst einmal ein klares Statement gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung. Inklusion bedeutet vielmehr, unterschiedliche Menschen und Interessen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern solidarisch zu streiten und sich gegenseitig zu ermutigen, aktiv zu werden.

Aktuell bin ich Teil des Projektteams #unsichtbar. Unser Motto ist: Inklusiv statt unsichtbar. Wir setzen uns ein für Inklusion. Zum Thema „Veranstaltungen inklusiv und barrierearm gestalten“ starten wir nun einen Workshop.
Unser Workshop vereint die Themen Behinderung, Barrierefreiheit und Queerfeminismus mit praktischen Fragen, die auftreten, wenn eine Veranstaltung geplant wird oder sich eine Gruppe zusammenschließt. Wir wollen die Zeit im Workshop für einen Austausch nutzen, wie solche Situationen inklusiv gestaltet werden können. Das heißt, ein Treffen soll für alle zugänglich und angenehm sein. Damit es für jede*n Möglichkeiten zum solidarischen Mitmachengibt!

Wer sagt, ich kann das nicht?!
Umgang mit Fähigkeit und Behinderung in Gruppen
Wer sagt, ich kann das nicht?! In Gruppentreffen kommt es schnell zu Annahmen darüber, wer was kann oder eben nicht. Wird einer Person eine Sache nicht zugetraut, kann das schnell einem solidarischen Miteinander in der Gruppe entgegenstehen und zu einer unsichtbaren Barriere zwischen Menschen werden. Ziel ist es, den Umgang in Gruppen zwischen Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten zu überdenken.

Bin ich etwa nicht gemeint?!
Geschlechtssensible Sprache und inklusive Haltung bei Veranstaltungen
Bin ich etwa nicht gemeint?! Bei Veranstaltungen jeder Art kann es schnell zu einer voreingenommenen Haltung gegenüber Menschen mit anderen geschlechtlichen Identitäten kommen. Äußern sich Vorurteile in der Sprache, werden sich viele Menschen bei einem Event nicht willkommen fühlen. Damit wird Sprache zu einer unsichtbaren Barriere zwischen Menschen. Damit solche und viele weitere, weniger beachtete Barrieren erkannt und abgebaut werden können, beschäftigen wir uns mit der inklusiven Gestaltung von Veranstaltungen auch aus queerfeministischer Perspektive.

Mehr Infos gibt´s auf unsere Webseite: http://inklusivstattunsichtbar.de/

Re: #mitgestalten - Social Media Kampagne vom 3. bis 10.12.2019

Beitrag von Andreas Goerdes » 02.12.2019, 17:42

Hallo,
ich bin Andreas aus Wien und beschäftige mich leidenschaftlich gerne mit Essen und Trinken. Vor fast zwei Jahren habe ich meinen Foodblog Blinde Tomate gestartet. Dort veröffentliche ich Rezepte, die jeder leicht nachkochen kann ohne Zuhilfenahme von besonderen Hilfsmitteln. Immer selber kochen will man jedoch nicht jeden Tag. Deshalb gibt es auf meinem Blog auch kulinarische Reiseberichte und Restaurant-Tipps. Buchvorstellungen rund ums Essen finden sich ebenso auf der Webseite wie Warenkunde und Küchentipps.
Als Blinder selber gut und lecker zu kochen ist kein Kunststück, sondern man muss sich einfach mal trauen. Mit meinem Blog möchte ich vorallem KochanfängerInnen ansprechen und ermutigen, in der Küche aktiv zu werden.
Welche Hilfsmittel in der Küche sinnvoll seien können, darüber gibt es einen kleinen Beitrag unter dem Titel "Blind Kochen".
Zu einem Blog gehört auch eine Facebook-Seite. Dort veröffentliche ich hin und wieder kurze Beiträge, die auf meinem Blog nicht zu finden sind. Die FB-Seite ist unter Blinde Tomate - Kulinarik zwischen Westfalen, Wien und anderswo zu erreichen.

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Re: #mitgestalten - Social Media Kampagne vom 3. bis 10.12.2019

Beitrag von carina » 03.12.2019, 20:38

Hallo!
Ich bin Carina, bin 22 Jahre alt und komme aus NRW. Vor mehr als drei Jahren habe ich gemeinsam mit anderen (jungen) Menschen mit Handicap den Blog Anders und doch gleich gegründet. Mit diesem Blog möchten wir Barrieren in den Köpfen der Menschen abbauen, über das Leben mit Handicap informieren und zeigen, was alles geht trotz oder gerade wegen einer Behinderung.

Aber ich bin nicht nur als Bloggerin aktiv. Ebenfalls seit fast drei Jahren engagiere ich mich in einer inklusiven Jugendredaktion, die ihre eigenen Bürgerfunksendungen produziert. Ich habe schon viele Interviews geführt, Sendungen moderiert und jede Menge recherchiert und versuche so, die Radiolandschaft ein bisschen mitzugestalten.

Als Mentorin versuche ich zudem, Erstis mit Handicap den Studienstart an meiner Uni zu erleichtern. Und das alles ehrenamtlich. :-)
Zusätzlich unterstütze ich jüngere Studierende als Tutorin im journalistischen Bereich.

  • Annika Dipp

Re: #mitgestalten - Social Media Kampagne vom 3. bis 10.12.2019

Beitrag von Annika Dipp » 04.12.2019, 11:05

Hallo ihr,

vielen Dank euch, das sind ja schon einige tolle Beiträge! :-) Wir sind gespannt, ob noch welche dazu kommen.

Gestern haben wir angefangen, unter dem Hashtag #mitgestalten dazu zu posten. Ihr könnt die Aktion auf unseren Social Media Kanälen verfolgen (und dort natürlich auch gern teilen, kommentieren usw.):
Facebook: http://www.facebook.com/DBSV.Jugendclub
Twitter: http://www.twitter.com/DBSV_Jugendclub

Viele Grüße
Annika

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