Neulich entbrannte in der Mailingliste der DBSV Jugend eine verhältnismäßig lebhafte Debatte. Hintergrund war die Abschaltung des SMS-Tan-Verfahrens bei der Sparkasse. Es ging aber nicht nur um besagtes Tan-Verfahren, sondern auch um barrierefreie Banken allgemein, insbesondere im Bereich des Online-Bankings. In dieser Hinsicht ist vielleicht noch die folgende Umfrage der Commerzbank interessant - unabhängig davon, bei welcher Bank man derzeit ist, kann man dort an der Verbesserung der Barrierefreiheit im Bankgeschäft mitwirken.
Ich möchte diese Umfrage sowie die Diskussion in der Mailingliste als Anlass nehmen, meine Erfahrungen mit Online-Banking zu schildern. Da ich nur bei der DKB und der Sparkasse Konten habe, erhebe ich jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit!
Warum überhaupt Online-Banking?
Diese Frage ist durchaus berechtigt. Auch wenn die meisten Menschen heutzutage Online-Banking benutzen, stehen die traditionellen Dienste der Bankfilialen immer noch zur Verfügung. Man muss also kein Online-Banking betreiben, wenn man nicht will. Dennoch gibt es einige Gründe, weshalb Online-Banking auch für Blinde attraktiv ist:
- Bequemlichkeit: Die Online-Dienste der Banken lassen sich bequem von zuhause oder unterwegs aus abrufen.
- Erreichbarkeit: Kontoauszüge und Kontostände lassen sich überall abfragen, sofern man eine Internetverbindung hat. Die Kontoauszüge kann man zudem als PDF speichern und verschicken oder direkt ausdrucken.
- Geschwindigkeit: Wenn man viele Rechnungen zu bewältigen hat, ist das Online-Banking eine wesentlich zügigere Möglichkeit, diese Rechnungen abzuarbeiten.
- Unabhängigkeit: Sei es durch Assistenz beim Weg zur Bank oder Unterstützung durch Mitarbeiter in der Filiale: Ohne Online-Banking ist man deutlich abhängiger von anderen Menschen.
Wie funktioniert Online-Banking überhaupt?
Um online-Banking betreiben zu können, braucht man natürlich zunächst ein konto bei einer Bank. Außerdem muss man sich einen Online-Zugang erstellen und freischalten lassen. Bei der Sparkasse passiert dies im persönlichen Gespräch, per Brief oder Telefon; die DKB bietet nur Brief oder Telefon an.
Anschließend kann man sich auf der Website seiner jeweiligen Bank anmelden. Hinweis hierzu: Nur die Desktop-Ansicht der DKB-Website ist wirklich barrierefrei, die mobile Ansicht nicht.
Hat man sich angemeldet, kann man den Kontostand abfragen, Überweisungen tätigen sowie Daueraufträge festlegen.
Dabei wird man früher oder später aufgefordert eine Tan einzugeben.
Was ist eine Tan und wozu brauche ich sie?
Eine Tan ist eine zufällig generierte, sechsstellige Nummer. Sie dient zur Verifizierung das tatsächlich du als Besitzer des Kontos eine Überweisung tätigen willst. Auf diese Weise ist es nicht ganz so fatal, wenn jemand deine PIN stiehlt. Die Tan dient also als zusätzliche Authentifizierung.
Welche Tan-Verfahren gibt es?
Momentan werden folgende Tan-Verfahren verwendet:
- Chip-Tan
- Photo-Tan
- Push-Tan
- SMS-Tan
Chip-Tan
Bei der Chip-Tan liest ein externer Generator die Informationen von einem elektronischen Chip und generiert auf dieser Basis die Tan. Vorteil ist relativ hohe Sicherheit: Ohne den Chip lässt sich da nichts machen. Nachteile sind jedoch, dass Blinde einen Generator mit Sprachausgabe und (idealerweise) Kopfhörer brauchen, und das kostet extra. Außerdem ist dieses Tan-Verfahren verhältnismäßig umständlich.
Photo-Tan
Hier braucht man ein Smartphone mit einer App. Man nutzt das Smartphone um einen im Online-Banking angezeigten QR-Code zu scannen, und die App generiert daraufhin die Tan. Vorteil ist auch hier recht hohe Sicherheit sowie relativ simple Anwendung. Nachteile sind die mangelnde Barrierefreiheit und das Unvermögen, Banking nur an einem Gerät zu tätigen. Man braucht immer PC und Handy oder Tablet und Handy gleichzeitig. Es existiert zwar, glaube ich, auch ein externer Tan-Generator der einen vereinfachten code scannt und auf dieser Basis die Tan generiert, allerdings gelten dort die gleichen Vor- und Nachteile wie bei der Chip-Tan.
Push-Tan
Dies ist das Verfahren, welches ich selbst einsetze. Man installiert eine kostenlose App, legt für diese App ein Passwort fest und verknüpft die App dann mit seinem Online-Banking-Account. Dies geschieht entweder, indem man einen QR-Code in einem Brief einscannt (so macht das z.B. die DKB), oder indem ein Mitarbeiter der Bank die Verknüpfung händisch herstellt (bei der Sparkasse war dies so).
Sobald die Verknüpfung hergestellt ist, erhält man Push-Benachrichtigungen seiner App, wenn eine neue Tan verfügbar ist. Nun muss man sein Passwort in der app eingeben und kann anschließend die Daten der Überweisung sowie die Tan aus der App auslesen. Vorteile sind hier Sicherheit und relativ einfache Anwendung. Der einzige Nachteil, den ich ausmachen konnte, ist die Abhängigkeit von einem Smartphone. Zudem muss die App natürlich barrierefrei sein, was aber zumindest die Apps der DKB und sparkasse sind.
SMS-Tan
Die SMS-Tan ist ziemlich simpel: Man hinterlegt seine Handynummer und bekommt anschließend eine SMS mit der Tan. Dies ist aber leider auch sehr unsicher: Jemand könnte die SMS online abfangen, und ein Dieb müsste das handy nicht mal entsperren, um die Tan vom Sperrbildschirm abzulesen. Deshalb schaffen die Banken die SMS-Tan so nach und nach ab.
Schlusswort
Ich habe diesen Beitrag absichtlich recht generell gehalten. Dennoch hoffe ich, er hat euch weitergeholfen - und sei es nur, um euch zu zeigen, was ihr noch genauer recherchieren wollt. Übrigens hier noch ein interessanter Link: Für Menschen wie mich, die Geldautomaten nicht nutzen können oder wollen, fallen bald zusätzliche Gebühren an, denn der BGH hat beschlossen, dass Banken für das Geldabheben am Schalter Gebühren fordern dürfen.