Ausbildung zur Chor- und Ensembleleitung

[Sophie Heinicke]

Kleine Vorabanmerkung: Diese Ausbildung bzw. Berufsfachschule für Musik gibt es in dieser Form nur in Bayern. Wer also Interesse an dieser Ausbildung hat, muss eventuell mit einem längeren Fahrtweg rechnen.

Hallo, ich bin die Hannah, 21 Jahre alt und wohne in Traunstein. Zur Ausbildung bin ich in Alltötting bei Mühldorf. Aktuell fahre ich also jeden Donnerstag nach Hause und sonntags wieder hierher.
Ich habe das Hauptfach Orgel und das Pflichtfach Klavier. Ich bin im Kirchenzweig und habe nach meiner zweijährigen Ausbildung den Orgel-C-Schein. Damit kann ich dann in Gottesdiensten mitspielen und allgemein an diesen mitwirken. Dadurch bekomme ich aber nicht so viel Geld. Es ist also eher ein Nebenjob, aber immerhin ein Job.
Danach könnte ich weiterstudieren und hätte nach dem Bachelor den B-Schein und nach dem Master den A-Schein.

Wie bist du auf deine Ausbildung gestoßen?
Das ist eine spannende Frage. Ich liebe die Musik einfach und wollte auch immer etwas in dem Bereich machen, wusste nur nicht ganz wie. Dann habe ich die Ausbildung entdeckt, habe mich beworben und wurde auch angenommen. Ich bin aktuell im zweiten Lehrjahr, wiederhole dieses aber noch einmal aufgrund einer positiven Veränderung.
Eigentlich bin ich mit dem Hauptfach Klavier gestartet. Mein ehemaliger Schulleiter meinte dann aber einmal zu mir, dass er sich mich auch gut an der Orgel vorstellen könnte. Das habe ich dann durch mein Wahlfach ausprobiert. So hatte ich einmal die Woche für eine halbe Stunde Zeit die Orgel kennenzulernen. Jetzt habe ich spontan mein Hauptfach von Klavier zu Orgel gewechselt.
Ich möchte das dritte, also unser pädagogisches oder künstlerisches, Jahr auch noch machen. Ich möchte das Pädagogische nehmen. Dort hat man dann z.B. musikalische Früherziehung oder Musikpädagogik als Fach. Nach dem Jahr ist man dann staatlich anerkannter Musiklehrer zusätzlich zur Chor- und Ensembleleitung, was man ja nach dem zweiten Jahr beendet hat.

Wie sieht deine Woche aus?
Gerade ziemlich entspannt. Durch die Abschlussprüfungen entfällt viel. Wenn man normalen Unterricht hat, hat man auch immer wieder Freistunden in denen man üben kann. Es ist eine freiwillige Sache. Ich nehme es aber schon ziemlich ernst. Ansonsten haben wir Fächer, wie Musikgeschichte, Tonsatz (spielen mit Anweisungen vom Lehrer, aber auch Theorie), Gehörbildung, Formellehre (Stücke anschauen und analysieren) sowie Unterrichtsmethodik (also wie man was am besten lernt und warum). Man lernt den Umgang mit Schülern und die Grundlagen für verschiedenes Verhalten. Das Fach hat man im letzten Jahr auch, jedoch fachbezogen (also je nach Instrument). Ich habe dann auch eigene Orgelschüler und werde so zu meinem eigenen Lehrer.
Statt Sport haben wir übrigens Musik und Bewegung. Jede Schule macht das anders. Wir tanzen tausende Tänze. Es macht wirklich Spaß.

Der Unterricht startet immer um 8:15 Uhr und endet in der Regel um 18:30 Uhr. In der aktuellen Prüfungszeit ist das ein wenig anders. Manchmal kann man ausschlafen, manchmal entfallen auch die letzten Stunden und man hat bereits 16:15 Uhr Schluss.

Wie und wo möchtest du später arbeiten?
Man kann in Grund- bzw. weiterführende Schulen, Berufsfach- oder Musikschulen gehen um dort zu unterrichten. Ich möchte vielleicht noch weiterstudieren. Vielleicht sogar Orgel, aber das weiß ich noch nicht endgültig.
Mein Träumchen ist es an der Schule zu arbeiten, wo ich gerade bin. Ich möchte mein Wissen weitergeben. Eine blinde Lehrerin ist bisher hier auch recht unüblich. Ich bin mir sicher, ich könnte das hinbekommen. Ich habe das nötige Selbstbewusstsein dafür.
Mit kleineren Kindern würde ich nicht so gern arbeiten. Ich wäre wahrscheinlich eher auf eine sehende Assistenz angewiesen. Ich möchte lieber etwas mit Größeren machen, also Leuten im Alter von 16-20 Jahren. Die wissen schon eher was sie wollen und sind anders mit dabei.

Danke Hannah
Liebe Hannah, wir wünschen dir viel Erfolg für deine Ausbildung und deine Zukunft! Danke für den tollen Einblick in deinen Azubi-Alltag.
Gerade an unsere jüngeren Leserinnen und Leser: Vielleicht habt ihr ja auch Lust auf eine Ausbildung in diesem Bereich. Bei Fragen könnt ihr euch gern an uns wenden.

(Artikel von Hannah Chmiel und Sophie Heinicke aus der Juli-Brücke 2023)