Wir beginnen diese Ausgabe mit ein paar wichtigen Worten. Sie sind nicht schmeichelnd und vielleicht sogar etwas schmerzhaft, können uns das Leben aber etwas erleichtern, wenn wir sie uns bewusst machen.
1. Oft sind wir selbst unser größter Kritiker.
Wir leben in Zeiten, in welchen es an allem aber nicht an Kritik fehlt. Ein jedes Verhalten birgt Fehler und hat Raum sich zu verbessern. So ist es doch auch, wenn wir über uns selbst nachdenken. Oft gehen wir mit uns doch sehr hart ins Gericht. Der eigene Körper könnte schlanker, fitter, schöner sein. Der Geist könnte informierter sein. So oft denken wir doch, wir sollten hier und da noch einmal nacharbeiten. Aber probiert es mal anders herum. Was mögt ihr an euch? Nehmt euch einmal am Tag fünf Minuten um euch bewusst zu machen, was ihr heute gut gemacht habt. Stellt eure Hände in die Hüften und sagt voller Überzeugung: „Also ich finde mich doch eigentlich ganz gut.“
Ein reflektiertes Ich ist toll! Und das ihr toll seid, dürft ihr euch auch eingestehen.
2. Zeit verfliegt – egal ob wir sie gut nutzen oder nicht.
Wir alle haben Ziele und Pläne. Das ist auch gut so, vergesst nur nicht dazwischen zu leben. Die Zeit ist das Kostbarste was wir haben. Jeden Moment gibt es so nur ein Mal. Ich persönlich ertappe mich viel zu oft, wie ich darüber nachdenke, was gewesen ist und hoffentlich sein wird. In diesen Momenten schenke ich der Gegenwart aber nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätte. Außerdem nehme ich mir dadurch auch noch die Chance neue Erinnerungen zu schaffen.
Manchmal bremst uns aber ja auch die Angst – vor dem Ungewissen oder einer Pleite. Oft sind es dann jedoch nicht die Dinge die man gemach hat, die man bereut, sondern die, die man nicht gemacht hat.
3. Manche Menschen die uns am Herzen liegen werden uns nicht die gleiche Wertschätzung entgegen bringen, wie wir ihnen.
Es heißt so gern: „Wie man in den Wald schreit, so schallt es auch wieder heraus.“ Das stimmt auch in den meisten Situationen. Verhält man sich wie die Axt im Walde, kommt man selten an sein Ziel. Andererseits wird es Situationen geben, wo man alles erdenklich Mögliche getan hat und es trotzdem nicht genug ist. Es wird Menschen geben, denen man sich aufopfert und es ist ihnen im besten Fall egal. Das ist traurig und kann einem schlaflose Nächte bereiten.
Das Gute ist: Es wird Menschen geben die dich wertschätzen, solang du, wenn du an dich denkst lächeln kannst. Ein Mensch sollte sich immer so zu anderen verhalten, wie er behandelt werden möchte. Es könnte also so einfach sein.
4. Veränderung ist unvermeidlich und nicht immer angenehm.
Alles ändert sich. Das Leben hat Berg- und Talfahrten. Manche Tiefpunkte fühlen sich so schwer an, dass man sich fragt, ob man irgendwann wieder ein Licht sehen kann. Nicht alle Dinge im Leben sind schön, aber aus fast allen kann man etwas lernen.
Ich sage gern: Jeder Mensch ist wie ein Mosaik. Unsere Eltern schaffen uns, wie eine frisch gegossene Scheibe buntes Glas. Wir alle sind wie Glas, denn so robust wir gegen manche Umwelteinflüsse sind, so leicht können wir durch andere Dinge brechen. So treffen wir gelegentlich auf andersfarbige Glasmenschen, an denen wir uns reiben, schneiden und manchmal gar zerbrechen können. So entstehen Scherben, die beide Seiten in mühevoller Kleinstarbeit dann wieder aufsammerln und kleben müssen. So wirken wir nicht immer perfekt und vollkommen. In Wahrheit machen diese Situationen und Menschen uns aber eigentlich nur vielfältiger, bunter, interessanter und einmaliger.
5. Die Wahrheit ist manchmal härter als eine Lüge für uns. Auf lange Sicht ist sie jedoch besser für uns.
Hier spare ich mir jede Art von Moral. Wie Sido schon sagte: „Du musst auf dein Herz hören. Hör wie es schlägt, wie es fleht wie es schreit. Hör wie es lebt, wie es lacht, wie es weint. Auch wenn du es willst, da misch ich mich nicht ein, wie du es machst, es wird schon richtig sein. (…) Wenn du es willst wird es für dich entscheiden, auch wenn du es irgendwann bereust, es wird schon richtig sein. Manchmal kommst du an den Punkt, an den es nicht weiter geht. Du willst zwar nach links gehen, doch rechts ist doch ein zweiter Weg. Wo du jetzt lang gehen sollst, kann keiner wissen. Du musst auf dein Herz hören. Das ist besser für dein Gewissen. Jeder Mensch macht Fehler, auch der Mensch von nebenan. Wichtig ist nur, ob man mit den Fehlern leben kann. Du kannst nicht immer nur die richtige Entscheidung treffen. Manche deiner Entschlüsse können dir die Beine brechen. Ich will nicht sagen, dass dein Herz immer perfekt entscheidet, aber zwischen allen anderen ist es die beste Meinung.“
6. Liebe kann manchmal enden, auch wenn man sich noch umeinander sorgt.
Mein Ex-Freund (mit dem ich über fünf Jahre zusammen war) hat letztens geheiratet. Ich war nicht nur dort, sondern mit meinem neuen Freund, meiner Schwester und Mutter. Klingt komisch, oder? Dieser Junge (und so alt wir beide sind, er wird immer ein Junge bleiben) ist so viel mehr als mein Ex. Wir sind Familie. Wir haben uns mit 12 Jahren kennengelernt und sind aus Verbundenheit irgendwann zusammengekommen. Es gibt wohl keinen Menschen der mich so aufregen und im nächsten Moment zum lachen bringen kann. Und trotzdem waren wir ein fürchterliches Paar. Wir haben das Schlechteste zum Vorschein gebracht und so war unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt. Wir sind uns jedoch trotzdem wichtig.
Und so lasst euch sagen: Es ist nicht immer Alles oder Nichts. Und selbst wenn Dinge enden, sollte man sie nicht verteufeln und als sinnlos ansehen, denn sie hatten ja ihren Grund. Man sollte in allem probieren das Schöne zu sehen.
7. Nicht jeder den wir verlieren ist ein Verlust.
Hier können wir es kurz machen: Manche Menschen verhalten sich so respektlos, dass sie keine Träne der Trauer verdienen. Auch ein „Warum“ sind sie im Grunde nicht wert.
8. Es gibt Dinge die wir niemals kontrollieren können, wie zum Beispiel die Gefühle anderer Menschen.
Klar kann man gewisse Dinge planen. Manche könnten sich auch denken: „Natürlich kann ich Menschen so manipulieren, dass ich das bekomme, was ich will.“ Es gibt gerissene Menschen, die sicher auch in der Lage sind oft ihren Willen durchzusetzen – aber immer nur bis zu einem gewissen Punkt. Es wird der Moment kommen, an dem ein jeder zurückgewiesen wird, ein Moment indem man die Zügel der Gegenwart verliert. Und auch das ist das Leben. Es stürzt uns in unerwartete Situationen, die es doch auch so spannend machen.
9. Das Leben ist manchmal ungerecht und die Besten gewinnen nicht immer.
Und dies ist für mich einer der härtesten Aussagen. Wir leben leider in keiner märchenhaften Disney-Welt, in welcher die Guten stets die Kämpfe gewinnen. Menschen werden krank, arm oder sterben und das trotz Hoffnung, obwohl sie es auch nicht verdient haben (das verdient natürlich niemand). Das ist traurig und lässt viele sicher betrübt nachdenken, stattdessen sollten wir aber vielleicht lieber lächeln und die Gegenwart nutzen. Denn diese und die schönen Momente die wir uns jetzt schaffen können, kann uns niemand mehr nehmen.
10. Wir alle haben Vorurteile die schlecht abzulegen sind.
Wie oft ich mich darüber ärgere, wenn Menschen denken, dass ich etwas nicht kann. Noch schlimmer ist es, wenn sie mir für die normalsten Dinge übermäßiges Lob aussprechen, nur weil sie es sich nicht vorstellen können, ihren eigenen Alltag blind zu gewährleisten. Letzte Woche bin ich jedoch selbst in diese Falle getappt. Ich habe mir eine dicke Erkältung eingefangen inklusive völlig verklebter Nebenhöhlen. Seither kann ich nicht mehr richtig hören, denn meine Gehörgänge sind zu. Auf dem einen Ohr höre ich mittlerweile zwar wieder etwas, aber gut ist es auch noch nicht.
Ich fühle mich dadurch sehr unsicher. Blind und gehörlos zu sein ist eine neue Erfahrung für mich. Eine Erfahrung die ich auch gern wieder hinter mir lassen würde. Mir ist dauerhaft schwindlig, ich kann mich schlecht orientieren und allgemein nichts orten. Konversationen sind seither noch schwieriger und ich ertappte mich nach einiger Zeit bei dem Gedanken, dass ich so nicht leben könnte. Ich sagte auch, dass ich so gar nicht rausgehen würde. Als ich das aussprach traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz, dass das was ich gerade sagte, dasselbe war, dass Menschen über mein Leben dachten.
Da ich wusste, dass dieser Zustand auch nur begrenzt sein würde, suhlte ich mich förmlich in meinem Jammern und hoffte, dass es schnellstmöglich vorbei sein würde. Anstatt Lösungen zu suchen und sie zu sehen, bemerkte ich nur, was alles auf einmal nicht mehr ging. Da wurde mir klar, dass manche Selbsterfahrungen von Nicht-Betroffenen ihnen also nur zeigten, wie schrecklich ein Leben mit Behinderung sein musste.
Diese Erkenntnis ist ein Anfang, ein guter Schritt eines langen Weges. Denkt mal drüber nach. Auch ihr werdet so einige Vorurteile haben. Über manche stolpert man erst mit der Zeit. Wir können aber an ihnen arbeiten.
Zuletzt möchte ich euch noch von einer kleinen Story berichten, die ich vor Kurzen gelesen habe. Ein Mann möchte in den Urlaub fliegen und geht auf dem Flughafen (kurz vor dem Betreten des Fliegers) noch einmal auf Toilette. Dort trifft er einen anderen Mann im Anzug. Beide stehen am Waschbecken. Der Mann im Anzug wäscht sich die Hände, trocknet sie sich ab und putzt mit dem Tuch noch die Armatur sauber. Da fragt ihn der andere verwundert, was er da macht und ob er dort arbeitet. Der Mann im Anzug lächelt, verneint und antwortet: „Ich mache das, was wir alle tun sollten. Wenn ich irgendwo bin, versuche ich den Ort oder die Situation etwas schöner und sauberer zu verlassen als ich sie vorgefunden habe. Stell dir mal vor, jeder würde sich so verhalten?“
Oft braucht es von einem Einzelnen nicht viel. Für manche Dinge braucht man nur wenig von Vielen.
10 Wahrheiten die nicht leicht sind
- Sophie Heinicke
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- Registriert: 04.09.2019, 14:12