Blindes investieren

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Blindes investieren

Beitrag von Sophie Heinicke » 21.05.2024, 14:27

Nach einem Jahr des Selbstversuchs möchte ich mit euch nun meine Erfahrung zum Thema „Geld investieren“ teilen. Vielleicht einmal vorab: Ich hatte vorher gar keine Erfahrungen mit dem Thema. Klar kannte ich Sparbücher, aber wie viel man da bekam und bekommt hatte mich bis vor zwei Jahren nicht interessiert. Plötzlich sollte ich mich damit aber auseinandersetzen.

Meine Großmutter hatte nachdem meine Eltern die Diagnose meiner Augenerkrankung bekamen einen recht pragmatischen Einfall. Sie legte für mich ein Sparbuch an und fütterte es über 20 Jahre mit Geld, sodass ich zu meinem 25 Geburtstag eine Summe überreicht bekommen habe mit welcher ich so nicht gerechnet hatte. Es ist nicht so viel, dass ich mir nun eine Villa auf Mallorca leisten kann, aber halt so viel, dass ich gar nicht wusste was ich nun damit anstellen sollte. Obwohl das Geld nun auf meinem Konto war, wollte ich es eigentlich nicht anrühren. Schließlich war es damals dafür gedacht, dass wenn es einmal eine Behandlung gäbe, die die Kasse nicht sofort oder voll übernehmen würde, ich trotzdem eine Chance hätte wieder sehen zu können. Da dieser Fall bis heute nicht eingetreten ist, sah ich keinen Grund an das Geld heranzugehen.
Auf dem Konto kann es aber schnell unübersichtlich werden. Außerdem wird das Geld nicht mehr, sondern weniger. So suchte ich einen Weg das Geld zu verschieben, aber an einen Ort an welchem ich im Fall der Fälle Zugriff darauf hätte. Ich ließ mich in der Bank beraten, war aber irgendwie unzufrieden. Mein Bankberater sprach von Investments über mindestens 5 aber besser mehr Jahre. Dann kamen mir die Zinsen recht gering vor. Er sprach von 4-8 % Jahreszins und das für Geld an welches ich nicht herankäme. Ich sprach darüber mit meinem BWL-studierenden Ex-Freund und er empfahl mir Trade Republic. Trade Republic ist eine deutsche Volksbank die mit einem tollen Zinsangebot lockte. Hier bekomme ich zurzeit vier Prozent Jahreszins den ich monatlich ausgeschüttet bekomme. Sie zahlen diese 4 Prozent auf nicht-investiertes Geld und dann bis 50.000 €.

Als ich begonnen habe, habe ich noch eine Aktie geschenkt bekommen. Mein Ex bekam eine von Apple, die zum damaligen Zeitpunkt ein Hoch an der Börse hatten. Danach fiel die Aktie. Bei mir war es umgekehrt. Ich habe eine Amazon-Aktie geschenkt bekommen, die mittlerweile 60 % mehr Wert ist. Da er mich damals angeworben hat – er hat mir davon erzählt und ich habe mich durch seinen Link angemeldet – bekam er für meine Anmeldung auch noch 15 Euro. Die bekommt übrigens jeder Kunde, der andere anwirbt.

Wie oben aber bereits angeteasert wollte ich euch etwas über das investieren erzählen. Hier kann ich euch nur zu einigen Teilen etwas berichten, da ich mich an die anderen nicht herangetraut habe. Den Großteil des Geldes meiner Oma bzw. meines Geldes habe ich nicht investiert und bekomme so meine festen 4 % Jahreszins. Das sind beispielsweise bei 2000 € immerhin 80 € im Jahr ohne etwas dafür getan zu haben – ohne Risiko. Der Bank ist es aber natürlich vorbehalten die Zinsrichtlinien zu ändern. Vielleicht gibt es irgendwann nur noch 2 % oder die Vier nur über einen begrenzten Zeitraum.

Ich werde euch meinen konkreten Kontostand übrigens nicht verraten. Die Geldbeträge die ich nutze sind nur zur Anschauung gedacht. Die Prozentangaben sind korrekt, jedoch nur ein Abbild meiner Investments. Bei euch könnte es anders aussehen, da euer Gewinn oder auch Verlust natürlich davon abhängt in was, zu welchem Zeitpunkt und wie lang ihr bereits investiert habt.

Das Portfolio
Trade Republic zeigt schon, wie einfach investieren funktionieren kann. Für professionelle Daytrader ist es nichts, wer sich aber eine kleine Wertanlage aufbauen möchte, kann das schnell und leicht hier tun. Ein kleiner Makel ist, dass ihr nicht alle Börsenunternehmen und Finanzprodukte findet. Ich konnte mich bisher aber wenig beschweren.
Ihr kennt sicher den Spruch: Man sollte nicht nur auf ein Pferd setzen. Für Leute wie mich stimmt das absolut. So sehr man es sich auch einredet, die Schwankungen des Kurses sind für die Meisten doch nicht unbedingt erklärbar. Und wenn, dann vielleicht im Nachhinein. So setze ich zwar auch auf einzelne Unternehmen und Konzerne, muss aber sagen, dass ich da bisher mäßigen Erfolg hatte. Ich hatte 1-2 Glückskäufe, manche Zahlen sind aber bisher stätig im roten Bereich.

Investieren ist auch irgendwie eine Art von Glücksspiel. Ich habe in ein Unternehmen investiert, welches sich auf Vertical Farming spezialisiert hat. Hier hatte die Aktie anfangs einen Wert von 40 Cent und liegt mittlerweile bei einem Euro. Mein Gewinn hat sich also quasi verdoppelt. Solche Gewinne sind aber wohl eher selten. Ich habe hier ein bisschen mehr als 200 € investiert, aber auch nur weil ich wirklich an das Konzept und das Unternehmen glaube. Bei dieser Aktie hatte ich durchgehend Angst, dass das Unternehmen pleitegehen würde und mein Geld somit weg wäre. Meist gilt: wenn man höhere Gewinne einfahren will, muss man mit mehr Risiko leben.
Das brachte das Investieren auch mit sich. Man macht sich mehr Gedanken. Ich recherchiere bei Kursschwankungen viel nach und schaue auch regelmäßig die Nachrichten der Frankfurter Börse. Wenn ich Dinge lese überlege ich automatisch mit ob es Sinn hätte, etwas darein zu investieren, wobei wir hier von kleinen Beträgen wie 10 – 50 € sprechen. Das bringt bei großen Konzernen nicht viele Anteile, aber wie heißt es: Auch Kleinvieh macht Mist.

Mein meistes Geld steckt in sogenannten ETFs. Sie fassen mehrere Unternehmen zusammen und gleichen so Verluste anderer Unternehmen aus. Das Risiko von Pleiten ist geringer, die ganz großen Gewinne sind aber nahezu unmöglich. Ich investiere in vier ETFs. Der größte ist ein Welt-ETF der recht US-lastig ist. Er hat mir seit dem Kauf aber auch schon über 17 % Gewinn eingefahren. Also hätte er heute, wenn ich jetzt alles verkaufen würde. Der Europa-ETF hat bisher 8,8 % eingebracht. Wenn man unsere aktuelle Situation bedenkt, finde ich das eigentlich ganz gut. Ein griff ins Klo war der Emergin-Market-ETF. Er investiert in Länder, wie China, Indien, Taiwan oder Südkorea. Mit 2 % hätte ich das Geld lieber nicht investieren sollen, aber vielleicht steigt der Preis ja auch wieder. Das ist ja allgemein immer die Hoffnung, dass man günstig einkauft und der Wert dann steigt.
Dann habe ich noch zwei kleinere Beträge einmal in einen ETF des Europäischen Gesundheitswesens sowie in einen ETF für smarte und innovative Agrarwirtschaft investiert. Die Gesundheit brachte bisher 5,7 % und die landwirtschaftlichen Zahlen wechseln von rot zu grün und wieder zu rot.

Ich habe noch einige Anteile von Unternehmen und Konzernen aus der Chemieindustrie, der Solar- und Windenergie sowie der Beauty- und Luxus-Branche. Da der Wert dieser Unternehmen sehr hoch ist, habe ich hier noch keine größere Anzahl an Anteilen erworben. Es ist eigentlich nicht der Rede wert.
Zusammengerechnet komme ich mit meinen Investments mit einem guten Gewinn von 14 % davon. Das ist deutlich mehr als mir die Bank bieten konnte. Das nicht investierte Geld bringt zwar nur 4 %, ich kann damit aber tun und lassen was ich will. Ich kann es investieren, bei Bedarf abheben oder es risikofrei dort lassen. Ich bin damit ziemlich zufrieden.

Die eigenen Grenzen
In zwei Dinge investiere ich nicht. Erstens in Crypto-Währungen. Der Bitcoin ist auf einem Preislevel welches ich nicht verstehe und mir wortwörtlich zu hoch ist. Von anderen Währungen habe ich noch weniger Ahnung und so wäre das investieren hier noch ein größeres Glücksspiel als mit meiner Vertical-Farming-Aktie. Außerdem kennt der Cryptohandel keine Pausen. Die anderen Anlagen laufen immer von Montag bis Freitag (ca. 8-22 Uhr). Auch an Feiertagen passiert hier nichts. Das nötigt einen förmlich, Zeit mit den Liebsten zu verbringen und nicht zu traden.
Weiterhin verstehe ich zu wenig von Derivaten. Hier müsst ihr schätzen wie der Kurs sich entwickeln wird. Es ist etwas komplizierter und so fiel es bisher für mich weg. Man muss nun einmal auch die eigenen Grenzen kennen. Das gilt übrigens für alle Arten des Investierens. Setzt euch eine Grenze, also eine monatliche Preisgrenze. Man verfällt schnell in den Drang hier noch einmal ein paar Euro hineinzustecken und dann noch wo anders, denn da steigt ja gerade der Kurs. Bedenkt, wenn ihr spontan kauft, zahlt ihr immer eine Transaktionsgebühr von meist einem Euro. Das läppert sich und ihr könnt es umgehen. Legt euch Sparpläne zu. Geht auf die Aktie, ETF etc. eurer Wahl und wählt die Option „Sparplan“ (nicht den Button „Kaufen“). Nun könnt ihr angeben wie oft ihr investieren wollt, also einmal alle drei Monate, monatlich, alle zwei Wochen oder wöchentlich. Dann könnt ihr den Zeitpunkt wählen, also Anfang oder Ende des Monats und natürlich den Betrag. Ihr könnt auch wöchentlich nur einen Euro investieren. Es lohnt sich. Rechnet das mal auf 10 Jahre mit Zinsen.

Für alle Raucher habe ich auch eine Idee: Wenn ihr wöchentlich zwei Schachteln Zigaretten raucht, solltet ihr denselben Betrag einfach mal investieren. So löst sich nur etwas in Rauch auf.
Im Schnitt kostet eine Packung 8.20 €. Bei 52 Wochen wären das 852.80 €. Dafür bekommt ihr uninvestiert schon 34 € Zinsen. Das könnte euch den nächsten Urlaub finanzieren oder ihr rührt es nicht an und macht das ein Weilchen so weiter.
Ihr könnt das mit allen euren Süchten so handhaben. Man könnte es als Schmerzensgeld verbuchen.

Es gibt jedoch eine Kleinigkeit die ihr noch wissen solltet. Privatanleger (Singles) zahlen bei einem Kapitalertrag (also eurem Gewinn) bis 1000 € im Jahr keine Steuern. Alles darüber muss dann versteuert werden.

Ihr seid die Bank
Über eine Anlagemethode habe ich noch nicht gesprochen und das sind die Anleihen. Ihr borgt also, wie schon früher in der Schule, anderen, in diesem Falleinem Unternehmen oder gar Land, für einen festgelegten Zeitraum Geld. Ihr gebt einem Unternehmen also einen Kredit. Dafür erhaltet ihr am Ende der Zeit euer Geld wieder sowie einen meist vorab bekannten Zinssatz. Soweit ich es gelesen habe, bekommt man bei den meisten Anleihen am Ende jedes Jahres nur einen Teil der Jahreszinsen und nach Ablauf der Frist den Rest. Diese Methode eignet sich aber nicht, falls ihr an euer Geld schnell heranmüsst. In meinem Fall habe ich vor kurzem der Deutschen Pfandbriefbank bis August 2026 Geld geliehen. Ich bekomme jährlich somit 6,64 % Zinsen.

Die Bedienbarkeit
Ich möchte ehrlich mit euch sein, mit etwas Sehrest macht das Investieren sicherlich mehr Spaß. Die App ist, soweit ich sie nutze, gut barrierefrei. Sie liest alle Schalter, Zahlen und Texte vor. Gerade die vielen Zahlen und Fachbegriffe können einen am Anfang auch etwas abschrecken, aber das legt sich. Der Graf mit seinen Schwankungen ist aber leider nicht ohne Sehrest erlebbar. Ihr könnt zwar sehen wie viel der Kurs heute, in dieser Woche, dem Monat, in einem Jahr und allgemein gefallen oder gestiegen ist, die einzelnen Höhen und Tiefen erkennt ihr aber nicht.
Auch die Registrierung ist ohne sehende Hilfe schlecht umzusetzen. Ihr müsst ein Foto eures Personalausweises sowie eures Gesichtes von allen Seiten machen. Hier spuckt die App schnell eine Fehlermeldung aus, selbst bei sehenden Leuten. Das ist etwas nervig.
Wenn aber erst einmal alles eingestellt ist, ihr vielleicht sogar eure festen Sparpläne habt, dann könnt ihr euch am Ende jedes Monats eigentlich freuen. Ihr könnt die App auch ein Jahr lang nicht beachten und das Geld einfach arbeiten lassen.

Die mobile Anwendung bietet viele Möglichkeiten sich die Ergebnisse des eigenen Geldes anzuschauen. Ihr könnt auch Unternehmen folgen, in die ihr vielleicht noch nicht investiert habt, die ihr aber interessant findet.

Ganz oben, fast am Anfang der Seite, könnt ihr zwischen Portfolio und Cash wechseln. Unter dem Punkt „Portfolio“ sind alle eure Investments und die vorgemerkten Unternehmen aufgelistet. Unter dem Punkt „Cash“ seht ihr dann die Ein- und Ausgänge des Geldes. Ganz oben findet ihr euer nicht-investiertes Geld, die Zinsen, den Betrag den ihr in dem entsprechenden Monat investiert habt sowie euren Cash-Back-Betrag, den ihr über die Trade-Republic-Karte erhalten könnt. Es ist einzeln aufgesplittet, sodass man nicht einmal selbst rechnen muss. Eine tolle Sache!

Die Karte
Zuletzt möchte ich euch noch ein kleines Argument für Trade Republic liefern. Seit kurzem gibt es hier eine Visa-Karte mit welcher ihr bei euren Einkäufen noch etwas zurückbekommt. Außerdem könnte sie euch euren nächsten Urlaub erleichtern.

Es gibt drei Karten: die Virtuelle, die Klassische und die Mirror-Karte. Die digitale Karte kannst du sofort nach der Aktivierung nutzen. Du kannst sie schnell und einfach z.B. mit Apple Pay verbinden. Du kannst dir aber auch eine für dein Portemonnaie bestellen. Diese benötigt zwar etwas Lieferzeit, aber wird dir nach Abbuchung einer Zahlung nach Hause geschickt. Die klassische Karte kostet 5 € und die Mirror-Karte aus Metall kostet einmalige 50 €. Ansonsten habt ihr keine laufenden Kosten. Im Gegenteil. Bei jedem Einkauf den ihr über die Karte tätigt, erhaltet ihr 1 % Safe-Back für euren nächsten Sparplan. Das Maximum an Geld, welches ihr so übrigens wiederbekommen könnt, sind 15 € - immerhin.

Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr im Ausland an jedem Automaten gebührenfrei Geld abheben könnt. Aufgepasst, dass gilt aber erst ab 100 €. Auch bei Transaktionen in andere Währungen wird keine Wechselgebühr erhoben. Das hätte mir bei meinem letzten Polentrip wirklich geholfen.

Ich bin Fan und kann euch die Bank, die App und die Karte nur empfehlen. Außerdem kann sparen nie verkehrt sein.
Es gibt natürlich auch andere Anbieter. Auch das Investieren über Banken, wie die Sparkasse ist sicher nicht schlecht. Lasst euch beraten. Lest euch etwas in das Thema ein.
Ich wünsche euch dabei viel Erfolg! Falls ihr übrigens Fragen zu Trade Republic habt, könnt ihr mir gern schreiben. Falls ihr einen Einladungslink möchtet, schicke ich ihn euch gern zu.

(Artikel von Sophie Heinicke aus der Mai-Brücke 2024)

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