Professionelle Musikproduktion mit Reaper für Windows

Alles rund um Medien: Hier ist Platz für Filmtipps, Fragen zum perfekten Sound, oder die neusten Hörbücher.
Antworten
  • Benutzeravatar
    Karrtaan
  • Beiträge: 16
  • Registriert: 01.11.2019, 21:06

Professionelle Musikproduktion mit Reaper für Windows

Beitrag von Karrtaan » 09.12.2020, 21:09

Moin.
Nach langem melde ich mich mal wieder. In meiner Freizeit beschäftige ich mich viel mit dem Homerecording, also der Musikproduktion zuhause.
daher möchte ich hier mal meinen großen Liebling Reaper vorstellen.
Reaper ist eine professionelle Software zum mehrspurigen Aufnehmen und Bearbeiten von musik, Podcasts, Hörspielen und eigendlich allem, was Ton hat. Selbst mehrkanalige Aufnahmen können bis zu 7.1 damit erstellt werden.
Nagut. Vielleicht wird man in seinem Schlafzimmer keinen Sound fürs Kino produzieren wollen, aber funktionieren tut es.
Gehen wir aber mal lieber zur Musik zurück. Reaper ist wie so vieles in dieser Branche auf englisch, allerdings gibt es auch eine deutsche Übersetzung, die ich hier allerdings nur der Vollständigkeit halber erwähnen will und die ich nicht empfehlen kann.
Was braucht man jetzt also um mit Reaper gute Musik zu machen und dabei Spaß zu haben?
1. Eine Internetverbindung (Wenn du das hier liest, hast du sowas bestimmt...)
2. NVDA als Screenreader
3. Reaper
4. Ein paar Plugins.
5. Ein USB-Keyboard macht am meisten spaß.
Jetzt ist natürlich die Frage, was man für Musik machen will. Der Einfachheit halber habe ich mich jetzt mal für ein kleines Pop-Instrumental entschieden.
Allerdings mache ich hauptsächlich Metal damit und elektronischeres Zeug geht genauso wie epische Filmmusik.
Zunächst die Einrichtung einmal im Schnelldurchlauf, die ausführliche, englische Anleitung gibt es hier:
1. Reaper hier herunterladen und installieren.
Schau bitte, dass du die 64-bit-Version nimmst. Und ja, auch unter Mac OS lässt sich Reaper benutzen. Unter Linux hab ich das noch nicht testen können. Allerdings werde ich im folgenden von Windows ausgehen. Für Mac OS gibts ja Garage band, Logic und für die mit zuviel Geld auch Pro Tools.
2. OSARA hier für Mac OS und Windows herunterladen und installieren.
OSARA ist nötig, um Reaper mit NVDA oder VoiceOver nutzen zu können. (Angeblich läufts auch mit JAWS, Benutzung mit JAWS auf eigene Verantwortung)
3. SWS hier herunterladen und auch installieren.
Das fügt einige sehr nützliche Shortcuts und Erweiterungen zu Reaper hinzu. OSARA nutzt auch Features von sWS.

Das wars. Du hast eine fertige Installation von Reaper auf deinem rechner.
Die Plugins, die ich für die Demo benutze sammle ich noch in einem seperaten Thread.
Auch detailiertere Anleitungen werde ich nach und nach hinzufügen, daher bin ich die nächsten Wochen wohl auch öfter hier aktiv. Ungefär einmal alle 1-2 Wochen werde ich also weiteres ergänzen.

Mein setup sieht jetzt wie folgt aus:
Ich habe ein Audiointerface (steinberg UR44) und ein 25-Tasten-Keyboard (Akai MPK Mini MKII) per USB an meinem selbstgebauten Computer angeschlossen, auf dem windows 10 Pro läuft.
Das Interface benutze ich hier als Soundkarte, weil dann die Latenzen kürzer sind. Also die Zeit in Milisekunden, die der Ton von dem Tastendruck auf meinem Keyboard bis in mein Ohr benötigt.
Das ist wichtig, wenn man sehr taktgenau spielen will und wenig korregieren möchte.
Ein interface ist sozusagen eine Soundkarte in hoher Qualität und mit mehr rechenleistung, da dies in der lage ist, eine Vorverstärkung für ein Mikrofon anzubieten und Audiodaten in sehr hoher Qualität von mehreren Spuren gleichzeitig zu verarbeiten.
Auch bietet zumindest dieses Interface mir die Möglichkeit, die Lautstärke meines Kopfhörers über einen guten, alten Drehknopf zu verändern.
Es gibt auch Interfaces ohne Lautstärkeregler, da wird dann alles über Software gesteuert.
Ein Interface bietet noch viele weitere Vorteile, die ich hier aber nicht erörtern möchte, weil das sonst wirklich zu lang wird.

Auf meinem Rechner befindet sich jetzt Reaper, einige Effekte wie Kompressoren, EQ, Delay, Reverb und einige virtuelle Instrumente.
Reaper bringt von sich aus keine Instrumente mit, daher müssen die immer nach installiert werden. Das hat zum einen den Vorteil, dass man sich seine Umgebung genau so anpassen kann, wie man es benötigt, auf der anderen Seite erfordert das mehr sucherei und mehr Installationen.

Weiter im Text: Spuren einrichten.
Für einen kleinen demo-track brauche ich in meinem Fall 6 Spuren.
drums, Keys, Bass, 2 Gitarren und einen Synthesizer.
Dazu erstelle ich mir jeweils einen neuen track mit strg + T. Dies mach ich sechs mal, wobei ich jedem Track einen entsprechenden Namen gebe (s. oben)
Jetzt müssen wir einmal den Input (Eingang) wählen, von dem wir unser Signal haben wollen. In meinem Fall hat mein Keyboard keinen Ton und ich will darüber nur die Plugins aus meinem PC benutzen. Und da ich kein Pianist bin und zugegeben auch etwas faul, stelle ich bei allen Spuren Midi: Overdub ein, so dass ich mehrfach spielen kann und so z.B. erst nur die rechte Hand einspiele und dann im zweiten Durchlauf die linke. Das kann ich allerdings auch beliebig oft machen, so dass ich mir auch meine Schlagzeugspur Stpck für Stück einspielen kann.
Also sieht der Weg wie folgt aus.
Mit pfeil hoch und runter wird der Track ausgewählt, danach drück ich meine Anwendungstaste, navigiere im Kontextmenü zu folgendem Punkt: "Input: MIDI" -> MPK mini MK II -> All Channels".
Dieser wird ausgewählt. Dann gehe ich auf dem selben Track noch einmal ins Kontextmenü auf den Punkt "Record: MIDI Overdub/Replace -> record: MIDI Overdub". Dieser wird auch aktiviert.
Es gibt zwei wichtige modi: Overdub, in diesem modus kann ich beliebig oft über ein und die selbe stelle spielen und alles, was ich einspiele wird zu der bisherigen Aufnahme hinzugefügt und replace (Ersetzen) der eigendlich nur das tut, wie er heißt, er ersetzt das Aufgenommene auf dieser Spur oder diesem Track (ist das selbe) an der Stelle, wo ich aufnehme.
Die anderen Punkte brauch ich jedenfalls nie.
Jetzt wollen wir uns ein Instrument heraus suchen.
Dazu gehen wir mit pfeil hoch/runter auf den Track (z.B. drums) und drücken "f". Hier landen wir in einem Dialog, wo wir eine Strukturansicht und ein Suchfeld zur Filterung der nutzbaren Plugins haben (es können sehr schnell sehr viele werden), wir haben auch eine Liste der gefilterten Plugins, wovon wir uns eines auswählen. In meinem Fall wähle ich also auf dem Track Drums meinen kostenlosen liebling aus, das MT-Powerdrumkit.
Das bestätige ich jetzt noch mit Enter und lande in einer Liste, wo ich weiteres einstellen kann. Auch komme ich mit Tab erst in das Notizfeld und dann in die Einstellungen zum Plugin.
Nicht alle Plugins haben eine barrierefreie Oberfläche. Welches Plugin wie gut bedienbar ist, kläre ich in einem oder mehreren kommenden beiträgen, je nach Interesse.
Bisher haben wir noch keine Musik gemacht.
Dazu brauchen wir noch ein Metronom, wir sind ja ernsthafte Künstler mit Anspruch, das uns auch bei der Aufnahme einzählt und irgendwie kommt auch noch kein Ton aus unserem Kopfhörer.
Zunächst drücken wir auf in der Trackliste, in der wir uns auf den Drums-Track bewegen f7 um dafür zu sorgen, das unser keyboard nur für den Track spielt. Klavier o.ä. mit schlagzeugrythmus klingt irgendwie nicht so cool, daher armen (zielen) wir auf diesen Track um reaper zu sagen, dass der Input jetzt nur auf den Track aufgenommen werden soll.
Dann drücken wir F8, bis NVDA uns "Normal" ansagt. Damit stellen wir um, ob wir unser gespieltes auch gleichzeitig hören wollen. Kurz: Wir sagen, das wir ein dauerhaftes Monitoring des tracks haben wollen.
Das kann man mit f8 auch wärend des abspielens oder komplett ausschalten.
in Teil 2 gehts weiter mit dem Metronom und dem ersten Mal aufnehmen.

  • Benutzeravatar
    Karrtaan
  • Beiträge: 16
  • Registriert: 01.11.2019, 21:06

Re: Professionelle Musikproduktion mit Reaper für Windows

Beitrag von Karrtaan » 09.12.2020, 23:06

Teil 2 - der erste Track! Naja, eher die ersten 8 Takte des einzigen Schlagzeugers, der tut, was man ihm sagt.
Was machen wir in diesem teil:
1. Wir richten unser Metronom ein
2. Wir spielen die ersten Takte unseres neuen Hits.
3. Wir speichern das ganze und vergessen es für 10 Jahre auf unserer Festplatte.
Oder doch nicht? Denn anhand dieses Beispiel-Projektes werde ich erklären, was man eigendlich so wissen muss. Auch wenn ich nicht singen werde! nein! Niemals!
OK. Also richten wir uns mal das Metronom ein. Dazu drückt man einmal alt + shift + M oder sucht in der Menüleiste unter Options nach dem Punkt Metronome/preroll settings.
Hier müssen wir jetzt die einzelnen häkchen mit dem NVDA-Cursor setzen, weil die leertaste für Play und Stop verwendet wird. Durch das Feld wird mit Tab navigiert.
Also ist hier "Run Metronome during recording" (Metronom wärend Aufnahme ausführen) anzuhaken. Auch "count-in before recording" (vor Aufnahme einzählen) hat einen Haken verdient. Und zu guter letzt kann man im Feld "Count-in measures" einstellen, wieviele Takte eingezählt werden soll.
dann können wir das Feld mit Escape verlassen und mit strg + shift + m das Metronom aktivieren.
Jetzt sind wir nun endlich soweit und können mit f7 den Track Drums armen.
Wenn du jetzt eine Taste auf deinem Keyboard drückst, dann solltest du einen Ton hören. Manchmal muss man etwas suchen, bis man die tasten gefunden hat, auf denen die MIDI-Noten liegen die für die Schlagzeugteile genutzt werden.
die Einrichtung von Midi-Komponenten werde ich auch noch extra behandeln.
Also kann man jetzt r für Aufnahme drücken und etwas im Takt einspielen. Standardmäßig wird zwei Takte eingezählt. Wärend des Einzählens kann man noch nichts einspielen, also aufmerksam bleiben und auf den PC hören... ;)
Mit der leertaste wird die Aufnahme wieder gestoppt.
Wenn man sich verspielt hat, wird die Aufnahme mit strg + Z rückgängig gemacht.

das soll es fürs erste gewesen sein. Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen. Wenn ihr Wünsche oder Verbesserungsvorschläge habt, lasst es mich auch gerne wissen.
Meine Hauptquelle ist im Übrigen das Reaper Accessibility Wiki.

Gruß
Karrtaan

Antworten