Die erste offsight Talkshow:
"Behindert oder was?" am 26. August 2021
kann auf dem YouTube Kanal des DBSV-Jugendclubs geschaut werden:
Dino Capovilla, Professor für Pädagogik bei Beeinträchtigung des Sehens in Würzburg trägt in seinem neuen Buch "Behindertes Leben in der inklusiven Gesellschaft" ganz verschiedene Sichten auf Behinderung zusammen.
Leben behinderte Menschen "normal", wenn man sie in speziellen Wohngrup-pen unterbringt? Ist Inklusion wirklich das, was wir brauchen? Kann man Sonderschulen nicht auch als Orte von Subkultur begreifen? Werden behinderte Menschen nur von anderen abgewertet: von Lehrern, Politikerinnen, Stadtplanerinnen? Oder werten wir uns nicht auch selbst oft ab, wenn wir uns ständig mit den sogenannten nicht Behinderten vergleichen?
Solche Fragen provozieren auch Widerspruch in einer Zeit, wo politisch korrekte Sprache fast wichtiger ist als korrekte Politik.
Reiner Delgado spricht mit Dino Capovilla über dessen Buch und über Möglichkeiten, anders über Behinderung zu denken. Dazu gibt es passende Musik.
Wie denkt Ihr über Behinderung? Muss Inklusion immer sein? Darf es eine Sportgruppe oder eine Band nur von behinderten Menschen geben? Müssen Blinde immer gut aussehen? Gibt es zwischen einen guten Job auf dem ersten Arbeitsmarkt und Hartz IV keine Alternativen?
Diskutiert mit, hier in offsight und live in den Kommentaren während der Show. Wir beziehen Eure Meinungen in die Diskussion ein.
Behindert, oder was? - zur offsight Show am 26.8.2021
- Reiner Delgado
- DBSV Mitarbeiter
- Beiträge: 115
- Registriert: 02.07.2019, 11:46
- Reiner Delgado
- DBSV Mitarbeiter
- Beiträge: 115
- Registriert: 02.07.2019, 11:46
Ich will doch nur leben!
Eine Zuschauerin der offsight Show schreibt:
Ich bin Akademikerin, dann schwerbehindert geworden und als hochbegabt diagnostiziert und identifiziere mich mit dem Satz „ich bin nicht behindert, ich werde behindert“, und zwar vor allem von den Ämtern und Versicherungen, die mir die Behinderungen und den Blindengeldantrag nicht anerkennen, die Hilfsmittel versagen und mir hartnäckig seit Jahren die für meine Berufsausübung notwendigen blindentechnischen Trainings und Arbeitsplatzausstattung verweigern, was mich finanziell und sozial ruiniert hat.
Es gibt heute die Technologien und Trainings, die mir ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben und Arbeiten ermöglichen würden, aber sie werden mir versagt. Um jedes Hilfsmittel und jede Stunde Training muss ich jahrelang kämpfen, nicht selten bis vor dem Gericht, und wenn ich es überhaupt bekomme, dann viel zu spät.
Ich will nicht in einer Wohngruppe wohnen und nicht, wie die Agentur für Arbeit mir aufdrängt, in einem Hilfsberuf oder einer Werkstatt arbeiten, sondern ich will selbstbestimmt und selbständig in meinen eigenen vier Wänden wohnen und meinen akademischen Beruf ausüben, versorgt mit allen notwendigen Trainings, Hilfsmitteln und Assistenten.
Die Behörden weigern sich, mit mir zu kommunizieren, sondern wollen immer nur mit meinem „Betreuer“ sprechen, weil Schwerbehinderte ja einen Betreuer haben würden. Ich habe keinen Betreuer. Ich kann und will meine Dinge selbst entscheiden. Mir müssten die Informationen nur in einer für Blinde zugänglichen Form mitgeteilt werden, was aber nicht passiert.
Von den Behörden und der Krankenversicherung bin ich in die Armut, in die Isolation, in die totale Abhängigkeit und in die geistige Leere abgeschoben worden und werde seit Jahren in den Antragskämpfen zermürbt. Das ist menschenunwürdig.
Für mich bedeutet echte Inklusion, dass ich ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben führen darf, dass die dazu nötigen Kosten übernommen werden (die jemand ohne meine Behinderungen nicht hätte) und dass mir zügig der dazu nötige Zugang gewährt wird zu für mich und meine speziellen Behinderungen und Bedarfe ausreichendem Wohnraum bzw. Wohnungsbau, Training, Hilfsmitteln, Arbeitsplatzausstattung und Assistenz.
Davon ist diese Gesellschaft leider noch weit, weit, weit entfernt, sodass man mich elendig zugrunde gehen lässt.
Ich will doch nur leben. Lasst mich endlich leben!
Ich bin Akademikerin, dann schwerbehindert geworden und als hochbegabt diagnostiziert und identifiziere mich mit dem Satz „ich bin nicht behindert, ich werde behindert“, und zwar vor allem von den Ämtern und Versicherungen, die mir die Behinderungen und den Blindengeldantrag nicht anerkennen, die Hilfsmittel versagen und mir hartnäckig seit Jahren die für meine Berufsausübung notwendigen blindentechnischen Trainings und Arbeitsplatzausstattung verweigern, was mich finanziell und sozial ruiniert hat.
Es gibt heute die Technologien und Trainings, die mir ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben und Arbeiten ermöglichen würden, aber sie werden mir versagt. Um jedes Hilfsmittel und jede Stunde Training muss ich jahrelang kämpfen, nicht selten bis vor dem Gericht, und wenn ich es überhaupt bekomme, dann viel zu spät.
Ich will nicht in einer Wohngruppe wohnen und nicht, wie die Agentur für Arbeit mir aufdrängt, in einem Hilfsberuf oder einer Werkstatt arbeiten, sondern ich will selbstbestimmt und selbständig in meinen eigenen vier Wänden wohnen und meinen akademischen Beruf ausüben, versorgt mit allen notwendigen Trainings, Hilfsmitteln und Assistenten.
Die Behörden weigern sich, mit mir zu kommunizieren, sondern wollen immer nur mit meinem „Betreuer“ sprechen, weil Schwerbehinderte ja einen Betreuer haben würden. Ich habe keinen Betreuer. Ich kann und will meine Dinge selbst entscheiden. Mir müssten die Informationen nur in einer für Blinde zugänglichen Form mitgeteilt werden, was aber nicht passiert.
Von den Behörden und der Krankenversicherung bin ich in die Armut, in die Isolation, in die totale Abhängigkeit und in die geistige Leere abgeschoben worden und werde seit Jahren in den Antragskämpfen zermürbt. Das ist menschenunwürdig.
Für mich bedeutet echte Inklusion, dass ich ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben führen darf, dass die dazu nötigen Kosten übernommen werden (die jemand ohne meine Behinderungen nicht hätte) und dass mir zügig der dazu nötige Zugang gewährt wird zu für mich und meine speziellen Behinderungen und Bedarfe ausreichendem Wohnraum bzw. Wohnungsbau, Training, Hilfsmitteln, Arbeitsplatzausstattung und Assistenz.
Davon ist diese Gesellschaft leider noch weit, weit, weit entfernt, sodass man mich elendig zugrunde gehen lässt.
Ich will doch nur leben. Lasst mich endlich leben!