Podcast-Projekt "Arbeitsalltag mit Sehbehinderung" der TU Berlin

Eine Behinderung kann kompliziert sein, gerade, wenn sie neu aufgetreten ist. Andere Menschen können kompliziert sein im Umgang mit Behinderung. Hier könnt ihr Erfahrungen austauschen.
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Podcast-Projekt "Arbeitsalltag mit Sehbehinderung" der TU Berlin

Beitrag von Robbie Sandberg Site Admin » 19.01.2021, 18:24

Im Rahmen der Projektarbeit „Medienerstellung“ haben fünf Studierende des Studiengangs Medieninformatik eine 3-teilige Serie von Podcast-Episoden produziert, die sich auf unterschiedliche Weise mit Teilhabe in der Arbeitswelt auseinandersetzt.

Die Folgen basieren auf wissenschaftlichen und journalistischen Quellen. Eine zentrale wissen-schaftliche Quelle für die inhaltliche Konzeption der Folgen war eine Studie, die am Fachgebiet Arbeitswissenschaft der TU Berlin im vergangenen Jahr durchgeführt wurde (Kiossis et. al. 2020, Mehrschichtige Interdependenz? Die Rolle von Assistenztechnologien im Arbeitsalltag Wissensarbeitender mit Sehbehinderung).

Im Rahmen dieser Studie wurden sechs in der Wissensarbeit tätige Personen mit Sehbehinderung je-weils einen halben bzw. ganzen Tag durch ihren Arbeitsalltag begleitet und anschließend interviewt. Diese Methode der Datenerhebung durch Begleitung von Personen durch ihren Arbeitsalltag stellt eine Besonderheit in dem Forschungsfeld dar. Dadurch konnten Einblicke gewonnen werden, welchen Herausforderungen und Hindernissen Wissensarbeitende mit Sehbehinderung in ihrem Arbeitsalltag begegnen, aber auch welche hilfreichen Lösungsstrategien sie für sich entwickelt haben. Für ergänzende Perspektiven wurde mit weiteren fünf Personen jeweils ein einstündiges Interview geführt.

Journalistische Quellen wurden systematisch recherchiert und insbesondere die Ausgabe der DBSV-Zeitschrift „Sichtweisen“ zur Teilhabe in der Arbeitswelt (04/20) als Ausgangspunkt gewählt. Abgerundet wurde die Recherche durch ein ca. einstündiges Interview mit Franziska Sgoff (BBSB) über ihren Arbeitsalltag, was in Teilen direkt in eine der Folgen integriert wurde.


Pandemiebedingt fand der gesamte Austausch digital und virtuell statt, sowohl mit den Dozent*innen, als auch der Studierenden untereinander.
In wöchentlichen Treffen über die gesamte Vorlesungszeit hinweg wurde das Projekt besprochen und Ideen ausgetauscht. Zudem wurden zu festgelegten Terminen Abgaben eingereicht, vom ersten Inhaltskonzept bis zum abschließenden Projektbericht.
Als die Storyboards für die Folgen festgelegt waren, fand der einzige, „echte“ Kontakt während der Aufnahmetermine statt. Bearbeitung und Schnitt der Folgen erfolgte anschließend wieder virtuell verteilt, und auch während einiger längerer Nächte vor dem Abgabetag der finalen Audiodateien motivierte sich das Team der Studierenden mit discord-chats untereinander. Nach 12 Wochen Bearbeitungszeit stand dann das Ergebnis.

Die Medieninformatik-Studierenden haben die Inhalte kreativ und mit viel Engagement umgesetzt. Die Resultate sind drei Podcast-Episoden, die von, mit und für junge Leute produziert worden sind. Die Folgen sollen andere Studierende von Technologie-Studiengängen dazu anregen, sich mit dem (sonst kaum beachteten) Thema Teilhabe in der Arbeitswelt zu beschäftigen und als Gestalter*innen von Technologie der Zukunft eine inklusivere Perspektive zu entwickeln.

Zudem möchten die Initiator*innen des Projekts einen Weg für die mediale Aufbereitung eines solchen Themas auf-zeigen, der empathisch und mit einer stringenten Ausrichtung auf die Perspektive von Menschen mit Sehbehinderung im Arbeitsalltag aktuelle Forschungsbefunde und journalistische Beiträge zusammenbringt.

Inhalt der Folgen:
Folge 1 ist als Hörspiel gestaltet, in dem eine fiktive Geschichte rund um einen Arbeitstag im Leben des sehbehinderten Musikredakteurs Joe nachgezeichnet wird.
In Folge 2 werden unterschiedliche Assistenzsysteme für den Arbeitsalltag vorgestellt und diskutiert, wobei auch immer wieder Bezug auf Beispiele aus dem Hörspiel genommen wird.
Folge 3 beschäftigt sich zuerst mit einem geschichtlichen Abriss zu Menschen mit Sehbehinderung in der Arbeitswelt und geht dann in die Gegenwart mit einem Interview von Franziska Sgoff (BBSB) über ihren Arbeitsalltag mit Sehbehinderung bei Microsoft.

Das Team der Studierenden (Inhaltliches Konzept & Produktion):
Daniel Fernández Regalado, Janis Reichert, Roland Jopek, Maximilian Liebewirth, Domenique Oet-ting
Sprecher: alle Autoren, weitere Sprecherin: Navdha Jain

Projektinitiator*innen und wissenschaftliches Betreuungsteam der TU Berlin:
  • Arbeitswissenschaftlerin Dr. Frauke Mörike (Projektidee & Leitung)
  • MSc Human Factors Absolvent Ioannis Kiossis
  • Robert Spang, Doktorand am Quality and Usability Lab
Die Idee hat uns so gut gefallen, dass wir die Episode als Gastbeitrag ins Jugendmagazin übernehmen.


Quellennachweise:
HipHopJingle (Intro/Outro): Daniel Fernández Regalado
Sound Effects: freesound.org

Literaturhinweise:
Kiossis, I., Feufel, M. & Mörike, F., (2020). Mehrschichtige Interdependenz? Die Rolle von Assistenztechnologien im Arbeitsalltag Wissensarbeitender mit Sehbehinderung. In: Alt, F., Schneegass, S. & Hornecker, E. (Hrsg.), Mensch und Computer 2020 - Tagungsband. New York: ACM. (S. 479–483). DOI: 10.1145/3404983.3410009
Sichtweisen – Das Magazin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV), Ausgabe 04/20 – Thema: Berufliche Teilhabe, Berlin: DBSV, ISSN: 2511-6691.

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