Digitale Alltagshelfer

Langstock kaputt? Fragen zum Screenreader? Widerspenstiger Führhund? Hier findest du Antworten und Lösungen.
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Digitale Alltagshelfer

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 08.04.2020, 13:58

morgens Kleidung nach Farbe kombinieren, den richtigen Bus abpassen, mittags Zeitung lesen, nachmittags einkaufen, zu Hause die Post lesen, abends kochen und dann mit einem netten Buch ins Bett.
Bei diesem ganz normalen Tagespensum nutzt eine blinde oder stark sehbehinderte Person bis zu sieben Apps, die die jeweilige Tätigkeit erleichtern oder sogar erst ermöglichen.
Welche Apps für welche Tätigkeiten geeignet sind und wie man sie am besten einsetzt, ist Thema dieses Threads.

Ampelpilot App für Ampeln ohne Piepsignal

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 17.04.2020, 10:51

Ampelpilot ist eine App
• für iPhone: https://apps.apple.com/de/app/ampel-pilot/id1387454936
• und für Android Smartphone: https://play.google.com/store/apps/deta ... ampelpilot
Mit Hilfe der Handykamera kann man das Licht einer Ampel auf der gegenüberliegenden Straßenseite scannen und bekommt per Sprachausgabe und Vibration angezeigt, ob die Ampel rot oder grün ist. Ein hilfreiches Tool an Ampeln ohne Piep- und Vibriersignal. (Aber nicht geeignet, wenn eine Straßenüberquerung aus mehreren Ampeln hintereinander besteht, da die app die Ampeln verwechseln kann).
Infos zur App:
• Artikel über Ampelpilot hier bei offsight.de: viewtopic.php?f=15&t=24
• Youtube-Video über Ampelpilot: https://youtu.be/7i4C00WDoa0
Der gemeinsame Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (https://www.dbsv.org/gemeinsamer-fachau ... -gfuv.html - GfUV) sieht Ampelpilot kritisch, weil die App nicht absolut sicher funktioniert, etwa bei "geteilten Querungen" mit mehreren Ampeln oder wenn anderes grünes Licht mit der Ampel verwechselt wird.
Der GfUV schreibt: "Auch wenn die App Ampel - Pilot in einem Großteil der Fälle dem Nutzer die richtigen Informationen gibt und von vielen als hilfreich empfunden wird, bringt die Nutzung der App ein großes Sicherheitsrisiko für die Betroffenen mit sich. Aus Verkehrssicherheitsgründen empfiehlt der GFUV den Entwicklern, die App zurückzuziehen, solange die oben angeführten Gefahren und Risiken bestehen."
Habt Ihr Ampelpilot schon mal benutzt? Gibt es auf Euren täglichen Wegen Ampeln, die kein Blindensignal haben? Eure Fragen und Berichte sendet an Felix: f.hoegl@dbsv.org

Einkaufen mit den Apps Barcoo und Seeing AI

Beitrag von Robbie Sandberg Site Admin » 17.04.2020, 11:41

Reiner nimmt euch mit in den Supermarkt und gibt Tipps zum Einkaufengehen und zur Produkterkennung.
Im Podcast wird die App Barcoo zur Produkterkennung vorgestellt. Ergänzend sollen hier zwei weitere Apps erwähnt werden, die ebenfalls dafür geeignet sind.

CodeCheck ist zunächst kostenlos. Allerdings muss man vor jedem Scan eine Werbeanzeige schließen. Auch popt immer wieder eine Aufforderung zum Kauf der werbungsfreien Bezahlversion auf, die man ebenfalls schließen muss, bevor man scannen kann. Die Bezahlversion kostet 10,99 € pro Jahr.

DigitEyes zeichnet sich dadurch aus, dass man Barcodes eigene Audiolabels zuordnen kann. So lassen sich mit Barcode-Aufklebern eigene Produktnamen verknüpfen, z.B. „Onkel Heinrichs Steckrübenwodka“. Beim Scannen des Codes wird dann die eingesprochene Aufnahme abgespielt.
DigitEyes gibt es in einer kostenlosen Lite-Version und als Bezahlversion für einmalig 10,99 €. DigitEyes Lite bietet aber keine Audiolabels und verweigert bei manchen Codes die Ausgabe mit Verweis auf die Bezahlversion.

Hier geht es zum Podcast: Einkaufen mit den Apps Barcoo und Seeing AI

Dateiverwaltung auf dem Smartphone und WLAN-Verbindung zum PC

Beitrag von Robbie Sandberg Site Admin » 17.04.2020, 11:45

Reiner stellt die App GoodReader vor, mit der man Dateien Explorer-like auf dem Smartphone verwalten und zwischen Smartphone, auch dem iPHone, und PC verschieben bzw. kopieren kann. GoodReader kostet einmalig 6,99 €.
Zur Ergänzung des Podcasts: Um den GoodReader in Windows 10 als Netzlaufwerk einzubinden, öffnet den Explorer mit Windows-E und ruft das Menü mit alt auf. Wählt mit den Cursor-Tasten links rechts die Registerkarte Computer aus (sollte schon ausgewählt sein) und drückt Tab bis auf „Netzwerk verbinden“. Nach zwei Mal Enter steht ihr im Eingabefeld, das im Beitrag beschrieben wird.
Hier geht es zum Podcast: Dateiverwaltung auf dem Smartphone und WLAN-Verbindung zum PC

Die Kamera ausrichten, Fotos beschriften, Bildbeschreibungen per App erhalten

Beitrag von Robbie Sandberg Site Admin » 17.04.2020, 11:49

Möchte man ein Selfie machen oder eine andere Person fotografieren, gibt das iPhone Hilfestellung beim Ausrichten der Kamera. Wenn die Kamera-App aktiv ist, meldet VoiceOver beim Ausrichten des iPhone z.B. „1 Gesicht am linken Rand“ oder „.... zentriert“.
Fokussiert man ein gemachtes Foto, kann man manchmal mit drei Fingern tippen, um eine grobe Beschreibung abzurufen. Leider heißt es hier manchmal, weil die Geste nicht immer funktioniert. Sie dient eigentlich dazu Informationen über den VoiceOver-Fokus abzurufen. In einigen Fällen gibt sie auch eine Fotobeschreibung zurück, z.B. „Tisch mit Maschine unscharf“. Manchmal gibt es aber nur eine Positionsbeschreibung, also z.B. „“Seite 13 von 21“. Warum es nicht immer funktioniert oder unter welchen Bedingungen, war nicht herauszufinden. Probiert es aus.

In der Foto-App werden die Bilder nur mit Datum und Uhrzeit genannt. Hat man ein Bild mit der 3-Finger-Geste oder anhand der Uhrzeit identifiziert, kann man es Beschriften. Dazu macht man einen Doppeltipp mit zwei Fingern und lässt beim zweiten Mal die Finger liegen. Es folgen mehrere Töne, bis eine Eingabemaske erscheint, in der man eine Beschriftung eingeben kann. Anschließend doppeltippt man auf „Sichern“. Das Bild wird nun mit dieser Beschriftung angesagt. Übrigens lassen sich mit dieser Geste auch Apps oder unbeschriftete Elemente umbenennen bzw. beschriften.

Es gibt Apps, die eine detailliertere Bildbeschreibung liefern. Das hilft bei eigenen Urlaubsfotos oder bei Bildern ohne Alt-Text im Web und Social Media.
Im Podcast vergleiche ich die Beschreibungen der Apps TapTapSee und Seeing AI und zeige, wie sie funktionieren.
Um das Erkennen von Bildern aus dem Web nachzuvollziehen, fokussiert das folgende Bild mit der Dateiendung .jpg. Macht einen langen Doppeltipp und wartet bis sich das Kontextmenü öffnet. Wischt nach rechts und wählt „zu Fotos hinzufügen“ aus. Checkt in der Statusleiste die Uhrzeit. Wenn ihr in Seeing AI die Option „Fotos Durchsuchen“ wählt, wird als erstes das Foto mit dieser Uhrzeit angezeigt.
In diesem Foto gibt es textlichen Inhalt, der separat von der Beschreibung der Aufnahme ausgegeben wird.

Hier geht es zum Podcast Bildbeschreibung mit TapTapSee und Seeing AI
Dateianhänge
BildOhneAltText.jpg
BildOhneAltText.jpg (952.7 KiB) 33397 mal betrachtet

Verschiedene Apps für Hörbücher und E-Books

Beitrag von Robbie Sandberg Site Admin » 17.04.2020, 11:51

Interview mit Thomas Kahlisch (DZB Lesen) zu nicht kommerziellen Apps für Hörbücher und E-Books, sowie zur Barrierefreiheit von Inhalten auf Kindle und
Apple Bücher
Hier geht es zum Podcast: https://dbsv-jugendmagazin.podspot.de/p ... d-e-books/

Hörbuch-Download und lesen mit dem VoiceDreamReader

Beitrag von Robbie Sandberg Site Admin » 17.04.2020, 11:52

Vorstellung des Multi-Tools in Sachen Lesen, mit Download eines hörbuches von einer Website und Überblick über die Funktionen der App
Hier geht es zum Podcast: https://dbsv-jugendmagazin.podspot.de/p ... eamreader/

News- und Info-Apps

Beitrag von Robbie Sandberg Site Admin » 17.04.2020, 11:55

Vorstellung der Info-Apps RND und Tagesschau sowie der Warn-Apps Katwarn und NINA
Hier geht es zum Podcast: https://dbsv-jugendmagazin.podspot.de/p ... info-apps/

E-Books aus der Stadtbücherei

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 17.04.2020, 12:21

Auch E-Books der Stadtbüchereien kann man ausleihen und z. B. am PC lesen. Wie das in Berlin geht, erfahrt Ihr in Youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=RaWa0zV3sqw

Hörbücher und Hörzeitschriften

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 17.04.2020, 12:28

Die digitalen Angebote der Hörbüchereien sind toll und sehr praktisch. Aber was, wenn es das Lieblingshörbuch in meiner Hörbücherei nicht gibt? Vielleicht hat es ja eine andere Bücherei. Das kriegt man schnell raus im übergreifenden Katalog von Medibus, dem Zusammenschluss der Blindenbibliotheken im deutsprachigen Raum: http://www.medibus.info/index.php?article_id=23
ATZ Hörmedien (www.blindenzeitung.de) kennt 168 verschiedene Hörzeitungen. In der Hörzeitungsauskunft könnt Ihr Euch informieren was es alles gibt: https://www.blindenzeitung.de/index.php ... auskunft-2
Ihr werdet staunen: Von regionalen über thematische Zeitungen bis zu Hörstoff für bestimmte Zielgruppen gibt es echt viel.

Feedback

Beitrag von Patrick_BAWÜ » 18.04.2020, 18:04

Hallo Rainer und mitlesende,

wollte mich noch mal auf diesem Wege bei dir und dem Orgateam für das tolle Online-Seminar bedanken - es hat großen Spaß gemacht, sich mit euch und den Weiteren Teilnehmern auszutauschen.

Viele Grüße und einen schöhnen Abend,
Patrick

Teilnehmerstimmen zum Seminar

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 24.04.2020, 16:20

K.: Danke, so schön organisiert und moderiert! Ich habe viel gelernt.
V.: Von mir auch vielen Dank für die Organisation! Hat alles sehr gut geklappt und ihr hattet auch immer einen super Überblick. Würde mich sehr freuen, wenn es so was öfter gäbe :)
J.: Ich möchte mich auch für dieses Online-Seminar bedanken, für die tolle Organisation schon im Voraus und die Moderation. Ich habe, ich glaube wie die meisten anderen auch, sehr viel mitgenommen, was ich sicherlich brauchen werde.
S.: Danke für Euer super Engagement, War sehr interessant!
A.: Ich fand es auch echt toll, habe auch viel neues erfahren und hat sich viel näher angefühlt als in sozialen Netzwerken herumzuposten. Wenn wir uns erst mal dran gewöhnt haben, können wir die Vorteile virtueller Treffen vielleicht alle noch entspannter genießen.
M.: Von meiner Seite vielen vielen Dank für das tolle Seminar. Ich hätte noch zwei Anregungen: I.: Vielleicht könnten wir zukünftig den Austausch über Zoom im kleineren Rahmen fördern.
i.: Natürlich kann so etwas keine Realen Meetings ersetzen, doch es bietet auch extreme Vorteile.
A.: Ich bedanke mich bei euch sehr. Super Organisation. so eine tolle Runde und soviele interessante Themen. Gerne gerne wieder! Ich habe vieles mitgenommen.

Grün grün grün sind alle meine Kleider - Das iPhone als Farberkennungsgerät

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 10.06.2020, 11:29

Informationen von Niels Luithardt:
Die Kamera eines Smartphones kann in Verbindung mit speziellen Apps zur Farberkennung genutzt werden. Dies ist besonders nützlich, wenn es um Kleidung geht. Aber auch in anderen Situationen, in denen es auf die Farbe ankommt, können die Apps hilfreich sein. Allerdings sei hier vorab gewarnt - die Angaben der Apps und die wirkliche Farbe können u.U. stark voneinander abweichen. Die unterschiedlichen Lichtverhältnisse in den einzelnen Situationen sind der Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse. Im folgenden sollen fünf Apps kurz aufgezählt und vorgestellt werden: Colorvisor, Colorsay, Seeing AI, Seeing Assistent Home, Via Opta Daily
• Colorvisor: Der "Colorvisor" ist eine sehr umfangreiche App mit verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten. Es gibt beispielsweise die Auswahl zwischen zwei Scan-Modi, einmal den "manuellen Scan" - bei dem nur auf Knopfdruck die Farbe analysiert wird und dem "kontinuierlichen Scan" mit einer dauerhaften Farbanalyse. Es können auch unterschiedliche Farbpaletten ausgewählt werden, um sich eine möglichst präzise Vorstellung der Farbe zu verschaffen. Außerdem können Fotos aus der Foto App des iPhones mit dem " F otoscanner" analysiert werden. Ein umfangreiches Handbuch zum "Colorvisor" findet man unter https://visorapps.com/eigene-apps/color ... olorvisor/
• Colorsay: Die Colorsay App unterscheidet sich in einigen Punkten von der Colorvisor App. Beispielsweise besitzt die Colorsay App nur - im Gegensatz zum Colorvisor - eine kontinuierliche Farberkennung. Außerdem ist es möglich, beim Color Sayer die Farbwiedergabe auf verschiedene akustische Arten zu erhalten. Die Farbnamen - je nach Palette - werden nicht nur angesagt, sondern können auch in Form von einer Tonleiter, Tonhöhe oder gar Wellenlänge wiedergegeben werden. Eine Funktion zum Foto Analysieren besitzt die Colorsyer app nicht.
• Seeing AI: Um die Farberkennung in Seeing AI zu starten muss man in der "Kanalauswahl" erst einmal "" Farbe Vorschau" auswählen. Dann startet die Farberkennung in einem "kontinuierlichen Modus".
• Seeing Assistent Home: Die App Seeing assistent Home bietet ebenfalls eine einfache kontinuierliche Farberkennungsfunktion.
• Via Opta Daily: Die App Via Opta Daily von der Pharmafirma Novartis besitzt ebenfalls ein Modul zur Farberkennung. Dabei handelt es sich um einen einfachen kontinuierlichen Scan modus.

Farberkennungsgeräte - Wenn es wirklich auf die Farbe ankommt

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 10.06.2020, 14:19

Farberkennungsgeräte setzt man direkt auf den Gegenstand, dessen Farbe man wissen will. Das Gerät sende selbst das nötige Licht zur Erkennung aus. Damit ist die Erkennung punktgenau und nicht von den äußeren Lichtverhältnissen abhängig. Um souverän, schnell und weitgehend zuverlässig Farben zu erkennen, sind Farberkennungsgeräte sehr zu empfehlen, z. B. beim Sortieren der Wäsche, wo eine Smartphone-App auf Dauer keinen Spaß macht.
Farberkennungsgeräte werden im Einzelfall von der gesetzlichen Krankenkasse finanziert.
Die Geräte Colori, FaMe, Fame" zum Milestone 312 Ace und das Mobiltelefon BlindShell Classic - 2. Generation mit Farberkennung gibt es beim DHV
Den Color Star gibt es bei Marland
und das Colorino ist beim LHZ erhältlich.

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Farberkennungsgeräte - Erfahrungen mit Grenzen

Beitrag von Elisabeth » 20.06.2020, 19:51

Grenzen der Farberkennung mit einem Farberkennungsgerät gibt es meiner Erfahrung nach bei durchsichtigen oder halbdurchsichtigen sowie glänzenden Objekten. Silber oder Gold ist nicht sicher identifizierbar. Auch Saft- oder Marmeladen in Glasbehältern sind nicht anhand der Farbe erkennbar. Es ist auch nicht möglich, die Farbe selbstleuchtender Dinge, wie Farblampen oder LEDs an Geräten zu bestimmen. Bei der Farberkennung von Stoff sollte man beachten, dass der Stoff nicht zu dünn ist und etwas anderes durchschimmert. Im Zweifelsfall kann man den Stoff doppelt nehmen.

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